Die Taubenzecke: Vorkommen, Krankheiten und Biologie

Taubenzecke (Argas reflexus), Urheber: CDC

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Woran erkennt man die Taubenzecke?

Die europäische Taubenzecke (Argas reflexus) gehört zur Gruppe der Lederzecken. Im Vergleich zu den Schildzecken fehlt ihnen das Rückenschild. Hätten Sie gewusst, dass die Zecken zu den Spinnentieren gehören?  Sie haben im Gegensatz aber acht Beine. Im Larvenstadium hat die Zecke sechs Beine.Die erwachsene Taubenzecke wird zwischen 5 und 8 mm lang und gilt in unseren Gefilden als relativ groß. Sie hat eine graubraune bis braune Färbung und eine lederartige Oberfläche. Der Körper wird als gleichförmig beschrieben und hat im hungrigen Zustand eine relativ abgeflachte und platte Form. Deutlich angeschwollen ist der Körper nach dem Blutsaugen. Hier kann die Zecke mehrere Millimeter dick werden.

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Verbreitungsgebiet der Taubenzecke

Der Name lässt es vermuten, die Taubenzecke befällt in erster Linie Tauben. So leben diese Parasiten in Bauwerken und nicht in der freien Natur. Sie orientieren sich an den Schlaf- und Nistplätzen der Tauben und kommen von daher auch auf Dachböden vor. Teilweise leben sie in diesen Regionen zu Hunderten in den Ritzen des Mauerwerks. Auch wenn Sie es nicht denken, haben Sie vielleicht Tausende Taubenzecken in der Nachbarschaft.

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Fakten auf einen Blick:

Taubenzecken leben in unseren Breitengraden in Gebäuden in der Nähe von Tauben, ihrem Hauptwirt. Dank der günstigen klimatischen Bedingungen im Haus, sind die Tiere über das ganze Jahr hinweg aktiv. Sie können über längere Zeit ohne Nahrung überstehen und erreichen ein durchschnittliches Alter von 4-6 Jahren. Ist keine Taube in der Nähe, befällt die Taubenzecke den Menschen und wird zum Verursacher von allergischen Reaktionen, die in der Intensität mit Allergien auf einem Wespenstich verglichen werden.[/tds_council]

Das Verhalten der Taubenzecke

Die europäischen Taubenzecken gehören zu den nachtaktiven Parasiten, die Blut saugen. Eigentlich hält sie sich nur auf ihrem Wirt auf, wenn sie Blut aufnimmt. Nur wenn die Taubenzecke keine Taube in Ihrer Nähe findet, sucht sie sich andere Wirte, zu denen auch der Mensch gehört. Es kann schon einmal vorkommen, dass die Zecken zum Beispiel nach dem Ausbau des Dachgeschosses auf die Wohnungen übergehen und von dort aus den Menschen befallen. Das ist immer dann der Fall, wenn vorher im Dachgeschoss Tauben gelebt haben.

In allen Entwicklungsstadien ernährt sich eine Taubenzecke vom Blut des Wirtes. So können die Nymphen und die erwachsenen Tiere bis zu 60 Minuten auf dem Wirt verbleiben und Blut saugen. Die Larven brauchen dafür bis zu 11 Tage. Dazwischen erstrecken sich Hungerperioden über mehrere Monate. So können diese Zecken die Wintermonate überdauern und in ihren Verstecken bleiben. Die Taubenzecke ist widerstandsfähig und in der Lage, niedrige Temperaturen auszuhalten. In extremen Fällen hungern die Tiere über Jahre hinweg, ohne zu Grunde zu gehen.

Die Fortpflanzung der Taubenzecken

In einem Gelege kann die Taubenzecke mehrmals ca. 80 Eier ablegen. Aus den Eiern schlüpfen nach 2-8 Wochen die sechsbeinigen kleinen Zecken im Jungtierstadium. Die Jungtiere befallen ihren ersten Wirt und bleiben darauf, um auf ihm zu parasitieren.

Ist die Zecke satt, verlässt sie die Taube und geht zurück in ihr Versteck, wo sie sich nach ungefähr 10-30 Tagen häutet und das nächste Entwicklungsstadium erreicht. Aus der Larve wird die achtbeinige Nymphe. Bis daraus das erwachsene Tier wird, durchläuft die Nymphe 2-4 Nymphenstadien.

Bevor es zu einer Häutung kommen kann, muss die Taubenzecke Blut saugen. Die Entwicklung bis zum erwachsenen Tier dauert in etwa drei Jahre, kann aber auch über mehrere Jahre hinweg verlaufen. Ausschlaggebend dafür ist das Nahrungsangebot und die Umgebungstemperatur. Passen die Außentemperaturen und die äußeren Bedingungen, kann eine Taubenzecke bis zu 18 Jahre alt werden. Die meisten Tiere leben 4-6 Jahre.

Krankheitsübertragung durch die Taubenzecken

Bis heute gibt es keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass die europäische Taubenzecke Krankheiten auf den Menschen überträgt. Oftmals mehr die Betroffenen den Zeckenstich nicht einmal. Zeitweise kann es zu Schwellungen und Rötungen an der Stichstelle kommen und bei empfindlichen Menschen zu einem kleinen Knoten. Entzündliche Reaktionen gehen mit eiternden Wunden einher.

Die Zecke ist ein Allergenproduzent. So leiden Allergiker in Verbindung mit dem Zeckenbiss unter den folgenden Symptomen:

  • Schweißausbrüche
  • Atemnot
  • Beschleunigte Herzfrequenz
  • Kopfschmerzen
  • Zeitweise Bewusstlosigkeit
  • Anaphylaktischer Schock

Wie gefährlich sind Taubenzecken?

Fehlt der Wirt, entscheidet sich die Taubenzecke auch für den Menschen. Oftmals reichen die kleinsten Lücken für diese Zecken, um an ihr Ziel zu kommen. Auch Rigips bietet keinen Schutz, da die Taubenzecken durch die Nägel- und Schraubenlöcher kriechen.

Jahreszeitliches Vorkommen der Taubenzecke

Die Taubenzecken sind an den wärmeren Tagen zwischen März und Oktober aktiv. In Gebäuden herrschen vorteilhaftere Bedingungen, weshalb einige Zecken über das ganze Jahr hinweg aktiv sein können.

Was tun gegen Taubenzecken?

Sie sollten einen Dachboden, auf dem vorher Tauben genistet haben, auf einen möglichen Zeckenbefall überprüfen. Für die Befallsermittlung benötigen Sie eine entsprechende Sachkunde. Zumeist sitzen die Zecke nicht auf der Oberfläche, sondern in Spalten im Holz und Mauerwerk. Untersuchen Sie deshalb alle potentiellen Verstecke auf Kotspuren. Sie erkennen den Kot der Taubenzecke an seiner schwarzen Farbe und seiner perlschnurartigen Form.

Hatte Sie Taubenzecken in der Wohnung, rücken Sie alle Betten von der Wand. Stellen Sie die Beine der Betten in eine Sperrflüssigkeit. Das kann zum Beispiel Spülmittel und Wasser sein. Befestigen Sie Klebestreifen am Bettgestell und im Bereich der Balkontür und am Fenster.

Wie werde ich die Taubenzecken los?

Eine wirklich gründliche Bekämpfung gelingt nur durch chemische Akariziden. Sie sollten dafür einen professionellen Schädlingsbekämpfer beauftragen. Damit Sie die Taubenzecken vollständig beseitigen, sind intensive Nachkontrollen notwendig. Schließlich können die Parasiten über sehr lange Zeit hungern. Sorgen Sie auch dafür, dass keinerlei Tauben Zugang zu Ihrem Haus haben. Andernfalls können sich sehr schnell wieder Zecken im Dachboden oder in den versteckten Bereichen ansiedeln.

Welche Krankheitserreger können Taubenzecken übertragen?

Tauben

Ist die Taube der Wirt, kann die Taubenzecke die Geflügelspirochätose übertragen. Der Verursacher ist das Bakterium Borrelia anserina.

Menschen

Hierzulande sind keine lebensgefährlichen Erkrankungen bei Menschen bekannt. Es kann aber zu allergischen Reaktionen nach einem Zeckenstich kommen, der bei besonders empfindlichen Menschen mit den Gefahren einer Wespenstichallergie zu vergleichen ist.

Quellen

Autor: Anna Nilsson

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